Hundstage by Walter Kempowski

Hundstage by Walter Kempowski

Autor:Walter Kempowski [Kempowski, Walter]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-02-29T23:00:00+00:00


Es hatte wieder angefangen zu regnen, es war ein sanfter Regen, so als wollte sich das Wetter für sein Wüten entschuldigen. Ein Teil der Dörfler verzog sich ins Wirtshaus, die erzählten einander, daß sie das gleich im Urin gehabt hätten, daß das hier einschlägt. Und in Rußland 1942, wie die Dörfer da gebrannt hatten, daran dachten die älteren Männer vielleicht.

Auch Sowtschick machte Anstalten, das Feld zu räumen, den Mädchen war’s recht, hier war nun nichts mehr zu erwarten. Sie bezeichneten die ganze Angelegenheit als echt «fetzig», ja als «flockig», und bestiegen die Räder. Diesmal nahm das singende, springende Löwenheckerchen auf Sowtschicks Querstange Platz, und der freute sich darüber und beschloß, seine Nase in ihr Haar zu stecken.

Leider hatten sie denselben Weg wie der Schulmeister, und da der zu Fuß gekommen war, mußten sie sofort wieder absteigen. Über den Bordstein stolpernd, redete der Schulmeister von der großen Eiche an der alten Mühle, daß da der Blitz schon dreimal und in die alte Mühle selbst schon viermal eingeschlagen habe, und von Wilhelm sin Willi, dessen herrlichen Hof, und daß nun mit dem Brand des «Fron-Hus» dem Dorf das Herz aus dem Leib gerissen sei.

Sie näherten sich der Schule, und es war klar, daß er Sowtschick und die Seinen mit hineinziehen wollte in sein Haus, zu seiner Dreschflegel-Sammlung, zu übersüßem Sanddornsaft und zu Lotte, seiner kranken Frau. Er versperrte Sowtschick den Weg, stellte sich quer, so wie beim Viehtreiben, und sagte: «Na, wie wär’s? Kommen Sie noch auf einen Sprung mit rein?»

Jetzt kamen die Mofa-Jünglinge angerast. Sie fuhren auf den Schulmeister los, so, als ob sie ihn übersegeln wollten. Und dabei hupten sie und machten den Mädchen ordinäre Zeichen. Sie wendeten und kamen wieder angerast, ja sie kreisten die vier regelrecht ein. Wieder und wieder stießen sie zu, und beim Wenden passierte es dann, daß einer ausrutschte mit seiner Maschine und bös hinfiel.

«Da habt ihr’s!» rief der Schulmeister, «geschieht euch recht!»

Auch Sowtschick rief irgend etwas in die Gegend: «Was soll das auch!» oder so was, und die Mädchen – wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen – krümmten sich, weil es so komisch aussah, wie der da unter seiner Maschine lag.

«Na also, wie wär’s?» sagte der Schulmeister ultimativ.

Sowtschick wollte schon nachdrücklich auf die Uhr gukken und sagen: «Aber, mein lieber Mann, ich kenne einen, der sich jetzt schlafen legt.» Womöglich mußte er an das Bett der Frau treten und ihr die Hand drücken? Es war schon genug, daß man zu deren Beerdigung würde gehen müssen, eines Tages. Da die Mofa-Jünglinge jedoch zu neuem Ansturm ansetzten, sagte er: «Na gut», obwohl Adelheid ihn angstverzerrt ansah wegen des unholdigen Sohns.

Der Schulmeister rannte vor, kam zurück und rannte wieder vor, schloß die Tür auf wie ein Gefängniswärter und ließ die drei eintreten: «Wenn ich bitten darf!» Eine Katze huschte hinaus – es roch intensiv nach dicker Luft –, und dann saßen sie in dem düsteren Wohnzimmer und mußten erleben, daß der Schulmeister goldhamsterartig hin und her lief, hier Licht machte und dort,



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